Verantwortung im Team: Warum Rückblick-Kritik echte Beteiligung verhindert
„Das war doch klar, dass das nicht klappt.“
Über Rückblick-Kritik, Verantwortungsdiffusion und verpasste Chancen
„Das war doch klar, dass das nicht klappt.“
Ein Satz, der oft beiläufig gesagt wird, im Nachhinein, mit einem Schulterzucken oder einem leicht spöttischen Tonfall. Er klingt, als hätte man es ohnehin besser gewusst. Und doch steckt dahinter oft mehr als nur ein Kommentar zur Situation.
In unseren Trainings taucht dieser Satz regelmäßig auf, wenn wir über Verantwortung, Entscheidungsprozesse und Lernkultur sprechen. Es ist ein Satz, der selten laut wird, aber still seine Wirkung entfaltet. Denn: Wer sich nachträglich äußert, war oft im Vorfeld bereits skeptisch und hat es aber nicht gesagt.
Wenn Vorausschau fehlt
Warum sagen Menschen oft erst im Nachhinein, was sie vorher schon geahnt haben? Häufig geht es nicht um fehlende Fachlichkeit, sondern um psychologische Sicherheit.
Wer ständig erlebt, dass kritische Hinweise übergangen, abgetan oder gar sanktioniert werden, der überlegt es sich irgendwann zweimal, ob er etwas sagt. Aus einem Klima der Offenheit wird ein Klima der Vorsicht. Und Vorsicht macht passiv.
„Ich habe es mir gedacht, aber ich wollte keine Diskussion starten.“
„Ich war mir unsicher, ob ich mich überhaupt einmischen sollte.“
„Es bringt ja eh nichts, was zu sagen.“
So verwandelt sich ein Team in eine Gruppe Einzelner, die im Zweifel lieber schweigen, im Nachhinein aber umso klarer urteilen. Eine gefährliche Dynamik für jede Zusammenarbeit.
Die stille Delegation von Verantwortung
Der Satz „Das war doch klar“ hat auch eine entlastende Funktion. Er schafft Distanz. Wer ihn sagt, nimmt sich selbst aus der Verantwortung. Und gibt sie gleichzeitig, bewusst oder unbewusst, an andere weiter.
Dabei ist Verantwortung im Team kein Entweder-oder. Sie entsteht im gemeinsamen Nachdenken, im frühzeitigen Wahrnehmen und im konstruktiven Äußern.
Deshalb fragen wir in unseren Trainings oft:
- Wann war der Moment, an dem du hättest etwas sagen können?
- Was hat dich davon abgehalten?
- Wie hättest du dich sicherer fühlen können?
Verantwortung beginnt vor dem Ergebnis.
In unseren Formaten schaffen wir Räume, in denen genau das erlebbar wird. Katrin Borrmann arbeitet mit Stimme, Präsenz und durch bewusste Rollenklärung daran, Menschen zu befähigen, sich klar und stimmig einzubringen, auch dann, wenn es kritisch wird.
Florian Daumüller entwickelt mit Teams Reflexionsprozesse, in denen Verantwortung nicht nachträglich verteilt, sondern im Vorfeld geteilt wird. Mit seinem Fokus auf Empfängerorientierung und den Umgang mit unterschiedlichen Persönlichkeitstypen unterstützt er Teams dabei, Kommunikation differenziert und wirksam zu gestalten, jenseits von Standardlösungen. So entsteht Raum für echte Verständigung statt bloßer Positionierung.
Fazit
„Das war doch klar, dass das nicht klappt“ ist kein Zeichen von Weitblick, sondern oft ein Hinweis auf fehlende Beteiligung.
Statt Rückblick-Kritik zu pflegen, lohnt sich die Frage: Wie schaffen wir Räume, in denen man sich traut, vorher etwas zu sagen?